Entwicklungshilfe-Einsatz in Nepal
In den folgenden Zeilen beschreibe ich meinen Einsatz in Kathmandu, Nepal im März 2022.
Notstand in Nepal
Nepal ist eines der ärmsten Länder auf dieser Erde und leidet stark an den Folgen jahrelanger Unterdrückung und Rivalitäten, sowie der massiven Erdbeben im Jahr 2015. Noch immer sind viele der eingestürzten Häuser nicht wieder aufgebaut oder bereits wieder beschädigt. Die Armut ist gross und viele Familien leben auf der Strasse oder in den Hinterhöfen - ein erschreckendes Bild. Viele Menschen haben keine Perspektive auf eine Verbesserung der Situation und haben deshalb mit schweren Depressionen zu kämpfen.
Dieses Bild habe ich angetroffen, als ich letzten Monat in Kathmandu - der Hauptstatt Nepals - eingetroffen bin. Die grosse Not hat mich zutiefst bewegt und ich bin froh, kann ich mit meinen Einsätzen ein kleines bisschen Gegensteuer geben.


Mit Wort und Tatunterstützen
Ziel der Einsätze in Entwicklungsländern ist für mich immer die Unterstützung und Befähigung von Menschen - wodurch die Situation nachhaltig und multiplikativ verbessert und die Armut effektiv bekämpft werden kann. Auch dieses Mal habe ich mit diesem Fokus gearbeitet und an dem durchgeführten Seminar zusammen mit anderen Trainern mehr als 40 zukünftige Mentoren mit biblischen und ökologischen Prinzipien und Methoden geschult. Dadurch können die Teilnehmenden motiviert, befähigt und ermutigt werden, an ihren Situation etwas zu ändern und in einigen Fällen als Multiplikatoren aktiv zu werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
Oberstes Credo ist für mich immer die Hilfe zur Selbsthilfe - Ich möchte nicht nur punktuell unterstützen ohne eine langfristige Perspektive zu schaffen. Die Teilnehmenden an den Seminaren sind interessierte Männer und Frauen aus ärmlichen Verhältnissen, die davon träumen, einen kleinen Betrieb aufzubauen und so für sich und Ihr Umfeld sorgen zu können. Sie lernen in den Seminaren, wie Probleme effektiv gelöst, Vorhaben mittels SWOT-Analyse bewertet und Geschäftsideen durch ein systematisch erarbeitetes Business Model effektiver in die Tat umgesetzt werden können. Auch erhalten die Teilnehmenden in persönlichen Beratungsgesprächen Tipps und Erfahrungsberichte, um für sie die Anwendung des Gelernten noch einfacher zu machen.



Nebst den nützlichen Vorgehen, Werkzeugen und Übungsbeispielen geben wir den Teilnehmenden auch Prinzipien und Beispiele aus der Bibel mit. Beim Seminar im März ging es dabei um die Grundlage von festem Untergrund (Mt. 7;24-27) und den sinnvollen Umgang mit Talenten (Mt. 25;14-30).
Evangelisation und Gemeindearbeit
Einige der am Seminar geschulten Personen sind Pastoren, welche nebenbei ein Business starten, um sich und die Gemeinde finanzieren zu können und bei den Behörden wegen ihrer Tätigkeit als Pastoren nicht aufzufallen. Durch die Unterstützung, Ausrüstung und Ermutigung dieser Personen konnten in den letzten Jahren in den ländlichen Regionen einige neue Kirchen aufgebaut werden. So beispielsweise durch Pankaj (Name geändert), der in der Vorstadt Mahalakshmi mit der frohen Botschaft bereits eine Gemeinde von über 50 Personen aufbauen konnte - die meisten sind vom Hinduismus konvertiert. Konvertierung bedeutet in den streng religiösen Regionen der komplette Ausschluss aus der Familie und Verspottung, oftmals auch regelrechte Verfolgung.
Im Seminar, aber auch beim anschliessenden Besuch der Kirche auf dem Land, durften wir Pastor Pankaj ermutigen und motivieren, trotz den schwierigsten Umständen und grosser Armut weiterzumachen in seinem Dienst - sowohl in der Gemeinde, wie auch mit seiner kleinen Schweinezucht.


Für die Seminare der Gewerbeförderung arbeite ich mit COM International zusammen, für welche ich als Trainer im Einsatz bin. Herzlichen Dank an dieser Stelle an COM NepalPvt Ltd. für die Fotos, die ich hier mit Freude und Stolz zeigen darf.
Bildung und Heimat für Strassenkinder
Wie meist in den armen Ländern, beginnt die Armut schon bei der fehlenden Schulbildung der Kinder. Im Gespräch mit Einheimischen habe ich erfahren, dass die öffentlichen Schulen in puncto Lehrkräfte völlig unterbesetzt und überfordert sind und dadurch die für das spätere Leben notwendigen Lerninhalte nicht, oder sehr ungenügend, vermittelt werden. Eine echte Chance auf dem Arbeitsmarkt haben eigentlich nur Kinder, welche in eine Privatschule gehen - die sich aber natürlich die meisten Nepali nicht leisten können.
Bei meinen Einsätzen in Rumänien und Moldawien war ich schon öfters an öffentlichen Schulen, Universitäten und Kinderheimen und habe wichtige Lerninhalte unterrichten dürfen. In Nepal habe ich am letzten Tag meiner Reise eine von einer Schweizerin gegründete Schule besucht, welche über 200 Strassenkinder aufgenommen hat und für sie sorgt. Dadurch kann für diese Kinder einerseits ein sicheres und liebevolles Umfeld und anderseits eine Schulbildung auf vergleichsweise hohem Niveau gewährleistet werden.


Beim Besuch in der NAG School konnte ich wichtige Güter wie Hefte, Schreib- und Malstifte mitbringen - ganz zur Freude der anwesenden Kinder und Lehrer. Weiter konnte ich wertvolle Kontakte knüpfen. In einem meiner nächsten Einsätze werde ich an der Schule für SchülerInnen ein Seminar geben.
Berührende Feedbacks und weitere Einsätze
Zu meiner Freude habe ich auch bei diesem Einsatz nebst herzliche Händedrücken, Umarmungen und guten Wünschen auch einige positive Feedbacks erhalten, beispielsweise jenes von Tara.
"Vielen Dank für Ihre motivierenden Worte im Seminar. Dank Ihnen konnte ich mein Denken erneuern und wurde im Glauben gestärkt. Ich habe viel gelernt und bin nun bereit, das Wissen einzusetzen und weiterzugeben" - Tara Acary, Kathmandu
Solche Feedbacks und die vielen positiven Eindrücke veranlassen mich, nach der Rückkehr bereits wieder an der Planung der nächsten Einsätze zu arbeiten. Dieses Jahr sind weitere Einsätze in Nepal und Vietnam geplant. Für mich ist es äusserst wichtig zu wissen, dass ein grosser Kreis von BeterInnen und UnterstützerInnen hinter mir und unserer Arbeit stehen.
Vielen Dank für Ihre treue Unterstützung!

Bill Staub